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TBM© - So urteilen Fachleute... |
Harald Kuhl in KURIER 20/1997
Erfahrungsbericht: Der Tropenband-Manager
Der Computer hat mittlerweile auch im Bereich des Fernempfangs vermehrt
Einzug gehalten und kann dort nützliche Aufgaben erledigen, darunter das
Abfassen und Verwalten von Empfangsberichten, die Decodierung von Morse- und
Fernschreibsendungen, sowie nicht zuletzt die Erstellung von allgemeinen
Empfangsprognosen. Eine besonders interessante Anwendung erleichtert nun
erheblich die Jagd nach seltenen Tropenbandsendern.
Einstiegslektüre
Der Empfang in den Tropenbändern und im unteren Bereich der Kurzwelle ist
eine der interessantesten und gleichzeitig schwierigsten Facetten des
Rundfunk-Fernempfangs. Denn im Frequenzbereich 2.300-7.000 kHz senden
zahlreiche Lokal- und Regionalstationen mit vergeichsweise geringen
Sendeleistungen, die zudem nur zu bestimmten Tageszeiten zu hören sind.
Darüber hinaus sind einige Stationen sogar nur zu bestimmten Jahreszeiten
aufzunehmen. Wer sich noch nicht intensiv mit dem Thema befaßt hat und als
Einsteiger unnötige Enttäuschungen über ausbleibende Empfangserfolge
vermeiden möchte, dem sei zunächst das "Tropenband-Handbuch" von Klaus
Bergmann und Martin Elbe (Siebel Verlag, Meckenheim 1996) als
Einstiegslektüre wärmstens empfohlen.
Berechnete DX-Erfolge
Für den Kurzwellen- und Tropenbandhörer gehörte im Bereich der
Software der neue "Tropical Band Manager" (TBM) von Willi H. Paßmann zu
den Höhepunkten der Messe Ham Radio, die Ende Juni wie jedes Jahr am
Bodensee stattfand. Kernstück des Computerprogramms ist die Frequenz- und
Stationsdatenbank, die schon die gedruckte "Tropenbandliste" zum
internationalen Standardwerk für den Tropenband-DXer (einschließlich
Frequenzen bis 7 MHz) gemacht hat. Spezielle Suchprogramme erlauben mit
Hilfe des TBM die Zusammenstellung individueller Listen für den gerade
interessierenden Bereich (z.B. alle Sender aus China; sämtliche aktiven
peruanischen Inlandssender im 49-Meterband etc.). Wer die Dämmerungszeiten
mit ihren dann angehobenen Signalpegeln fÜr seltene Empfänge nutzen
möchte, kann sich von dem Programm für den heutigen oder jeden anderen
Tag des Jahres die jeweiligen Sonnenauf- und -untergangszeiten im Zielgebiet
nennen lassen. Damit nicht genug: Auf Wunsch kann man sich - bezogen auf den
Wohnort des Nutzers - alle Stationen anzeigen lassen, die am jeweiligen Tag
entlang der Dämmerungslinie liegen. Nie war es derart einfach, DX-Erfolge
zu planen! Natürlich können schlechte Ausbreitungsbedingungen nach wie
vor einen Strich durch die DX-Rechnung machen, da die Unberechenbarkeit der
Ionosphäre fast schon sprichwörtlich ist. Doch da selbst im Falle von
mittelmäßigen Ausbreitungsbedingungen während der Dämmerungsphasen
auch die schwächeren Stationen aus den Anden oftmals für einige Zeit aus
dem Rauschen hervortreten, stellt der TBM eine nützliche Hilfe dar; zumal
das Programm auch noch exakt die Sender und Frequenzen nennt, deren
Beobachtung am jeweiligen Tag eventuell lohnenswert wäre.
Bedienung
Die Bedienung des TBM ist herrlich unkompliziert: Nach der Installation auf
einem PC - auf dem Windows 3.11. bzw. 95 zügig laufen sollte - kann man
sofort mit dem Einsatz der Software beginnen. Ruft man das Programm auf, so
wird dem Anwender zunächst eine nach Frequenzen geordnete Stationsliste
gezeigt mit den folgenden Angaben für jeden Eintrag: Häufigkeit der
Hörbarkeit in Europa bzw. weltweit; Frequenz; Sendeleistung; ITU-Kenner;
Stationsname und Standort; Zeiten für Sonnenauf- und -untergang;
Entfernung vom Standort des DXers zum Sender über den kurzen und langen
Weg (inklusive des jeweiligen Azimuths in Gradangaben zur Ausrichtung von
Empfangsantennen!); Sendezeiten und weitere Angaben (z.B. Parallelfrequenzen
und typische Stationsansagen). Zu jedem Eintrag läßt sich ein
zusätzliches Feld aufrufen, in dem auch die Anschrift des Senders zu
finden ist. Darüber hinaus steht ein weiteres Feld zur Verfügung, wo
sich eigene Angaben einfügen lassen, so daß sich der TBM auch als eine
Art Logbuch verwenden läßt und man z.B. sofort im Überblick hat, ob
bereits eine Bestätigung des gerade aufgerufenen Senders vorliegt. Die
Frequenzliste läßt sich nach beliebigen Kriterien umsortieren (z.B. nach
Ländern geordnet) und abspeichern, so daß man sich schnell die
individuell optimale Liste erstellen lassen kann. Auf einer Weltkarte kann
man sich den Standort der gerade interessierenden Station anzeigen lassen.
Eine umfassende Suchfunktion ermittelt zügig den oder die gewünschten
Sender. Ein Ausdruck von Listen direkt aus der Software ist - wie auch bei
anderen derartigen Datenbanken der Fall - leider nicht möglich.
Eine komfortable Hilfe-Funktion informiert umfangreich über sämtliche
Möglichkeiten des Programms und sollte auch dem Computer-Einsteiger die
Bedienung des TBM problemlos ermöglichen. Insgesamt hinterläßt das
Programm einen sehr professionellen Eindruck. Es stellt eine große Hilfe
für den engagierten Tropenband-DXer dar, was nicht zuletzt auf die
Tatsache zurückzuführen sein dürfte, daß Programmautor Willi
Paßmann selbst engagierter und erfahrener Tropenbandhörer ist.
Erstaunlich ist neben dem hohen praktischen Nutzwert des TBM auch dessen
günstiger Preis: Die fünf Programmdisketten (inklusive
Datenbanksoftware) des "Tropical Band Manager" können für 69,- Mark
direkt bei Willi H. Paßmann Media Consulting (Oberhausener Str. 100, 45476
Mülheim-Ruhr; Telefon und Fax: 0208-779399) bezogen werden. Eine
Aktualisierung der Stationsdaten kann auf Wunsch mittels eines Abonnements
sogenannter "Updates" geschehen, die alle drei Monate die aktuellen
Veränderungen beim Senderbestand auf den neuesten Stand bringen und von
Diskette in den TBM hineingeladen werden. Die vom Nutzer ergänzten
Einträge bleiben dabei natürlich erhalten. Der TBM stellt insgesamt eine
der wenigen wirklich sinnvollen und nützlichen Anwenderprogramme für den
fortgeschrittenen Kurzwellenhörer dar.
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